Die Wachstums- und Regenerationskraft der Pflanzenknospen
lat. «gemma» = Knospe
Bald ist es wieder zu bestaunen, dieses imposante Naturschauspiel, wenn im Frühjahr tausende Blatt- und Blütenknospen sich entfalten. Und sich die Natur mit frischem Grün umhüllt und Wälder diesen zart grün-schimmernden Schleier tragen — das ist eine meiner absoluten Lieblingsfarben.
Ihre Knospen haben die Pflanzen bereits im letzten Spätsommer angesetzt, gut geschützt haben sie den Winter überstanden. Die ersten warmen Sonnenstrahlen wecken nun ihr Innenleben, der Pflanzensaft lässt sie anschwellen und durch die Photosynthese werden wachstumsanregende und hormonähnliche Substanzen entwickelt, die die Knospen zum spriessen bringen.
Es ist geballte Lebenskraft in jeder einzelnen Knospe. In ihr ist die komplette genetische Information der ganzen Pflanze angelegt. Aus ihnen werden neue Triebe, Blätter oder Blüten. Knsopen bestehen aus sogenannten Meristemzellen, vergleichbar mit unseren Stammzellen, die sich zu verschiedensten Geweben weiterentwickeln können. Sie haben einen hohen Gehalt an Proteinen. Ihre Vitalität und das komplexe Zusammenspiel wertvoller Vitamine, Mineralien und sekundärer Pflanzenstoffe machen Knospen zu kleinen wirkvollen Kraftpaketen.
Achtsames Sammeln
Beim Sammeln ist wichtig, der Pflanze nie mehr wie 2–3 Knospen pro Ast zu entfernen, damit sie weiter gesund wachsen kann. Ausserdem solltest du die Pflanze botanisch genau bestimmen können. Das ist, solange noch keine Blüten oder Blätter erkennbar sind, gar nicht so einfach. Wenn du dir nicht sicher bist, warte eine Saison ab und beobachte die Pflanze und ihre Erkennungsmerkmale während der Vegetationszeit, damit du sie sicher bestimmen kannst.
Der optimale Zeitpunkt um Knospen zu ernten, ist kurz bevor sie sich öffnen. Dies variiert von Pflanze zu Pflanze und kommt auch auf den Standort an. Beobachte die Pflanze, die du beernten möchtest also ganz genau, um zu wissen, wann sie kurz vor ihrer Entfaltung steht.
Gemmomazerat herstellen
Knospen kannst du als kleiner Snack direkt von Bäumen oder Sträuchern naschen oder du sammelst dir eine kleine Menge Knospen (1 Gramm), schneidest sie mit einem Messer klein und gibst sie in ein verschliessbares Glas (ca. 30 ml). Um die wertvollen Inhaltsstoffe zu lösen, gibst du 10 ml Alkohol (70%) und 10 ml pflanzliches Glyzerin (85%) hinzu. Glyzerin löst auch fettlösliche Inhaltsstoffe und sorgt dafür, dass die vielen Proteine erhalten bleiben, diese würden in reinem Ethanol zerstört. (Beide Lösungsmittel erhältst du in der Apotheke.)
Verschliesse danach das Glas und lasse es an einem warmen, dunklen Ort ziehen. Damit sich die Stoffe optimal lösen, schwenke das Glas täglich. Nach 3–4 Wochen werden die Knospen abfiltriert.
Das Mazerat kann nun nochmals mit 90 ml Glycerin (85%) und 90 ml Alkohol (70%) verdünnt werden. Dieser weitere Herstellungsschritt mach die Gemmotherapie zu einer ressourcensparenden Anwendung. Sie beruht auf der Tatsache, dass Knospen im Schnitt ungefähr das 10-fache an Pflanzenmasse entwickeln. Auch bei dieser Verdünnung 1:10 sind Pflanzenwirkstoffe klar nachweisbar.
Anwendung
Um das Gemmomazerat aufzubewahren, eignet sich eine kleine Sprühflasche, damit lässt es sich auch leicht dosieren und kann über die Mundschleimhaut direkt in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Für Erwachsene wird empfohlen 1–3 mal täglich 2–3 Sprühstöße einzunehmen. Bei akuten Beschwerden, kann dies auch erhöht werden. Alternativ können auch 2–3 Tropfen in etwas Wasser verdünnt eingenommen werden, das Gemisch vor dem Schlucken noch eine Weile im Mund behalten.
Folgend sind ein paar der wichtigsten Pflanzenknospen, die in der Gemmotherapie verwendet werden mit ihrer Wirkung und Anwendung aufgelistet.
Schwarze Johannisbeere, Ribes nigrum
— wirkt vitalisierend, stoffwechselanregend, immunstärkend, harmonisierend
— entfacht das innere Feuer, stärkt und kräftigt den Körper und gleicht aus, wenn etwas zu stark reagiert (z.B. Allergien, Entzündungen)
— wird eingesetzt bei akuten Entzündungen, Erkältungssymptomen, Erschöpfung und Stress, Allergien und Heuschnupfen, Herpes
Brombeere, Rubus fruticosus
— ein starkes Tonikum vor allem im Alter, hat positiven Einfluss auf die Hirnleistung, wirkt anregend auf die Knochenbildung und kann Osteoporose und Gelenkbeschwerden vorbeugen, hat eine regenerierende Wirkung auf das Lungengewebe und hilft bei chronischer Bronchitis und Asthma
Linde, Tilia
— wirkt beruhigend auf das zentrale Nervensystem und hilft bei Schlafproblemen, Unruhe, Nervosität, Angstzuständen und leichten depressiven Verstimmungen
— für die Gemmotherapie untersucht und verwendet wird vor allem die Silberlinde (Tilia tomentosa) aber auch die in der Phytotherapie oft verwendete Sommerlinde (Tilia platyphyllos) hat ähnliche Wirkungen
Weissdorn, Crataegus
— stärkt die Herzmuskulatur, verbessert die Durchblutung des Herzens und reguliert den Blutdruck
— unterstützt besonders ein geschwächtes Altersherz
— Symptome wie Schwäche, Schwindel, Antriebslosigkeit und Müdigkeit können gemildert werden
Bei akuten, schweren Herzerkrankungen ist es nicht ausreichend wirksam. Hier ist ärztliche Unterstützung hinzuzuziehen!
Birke, Betula pendula
— wirkt entspannend, regenerierend, stimmungsaufhellend, regulierend und ausgleichend
— sie fördert die Entwicklung und die Regeneration, lindert Anspannungen und Stresssymptome und bringt den Körper in Schwung
Für weitere Informationen zur Gemmotherapie und der Wirkweise verschiedener Pflanzenknospen empfehle ich euch diese Bücher:
Gemmotherapie – Grundlagen, Indikationen, Behandlung
Cornelia Stern
(Haug Karl F. Fachbuch)
Gemmotherapie – Die Kraft der Knospen
Barbara Bichsel, Julia Brönnimann
(Verlag Eugen Ulmer)
>> Wichtiger Hinweis: Rezepte, Anwendungsvorschläge, Inhalte und Angaben wurden nach dem aktuellen Wissensstand der Autor:innen sorgfältig recherchiert und verfasst, erfolgen aber ohne Gewähr. Sie stellen keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit und/oder Richtigkeit im wissenschaftlichen/medizinischen Verständnis. Es handelt sich lediglich um eine Informationsquelle sowie Inspiration basierend auf eigenen Erfahrungen. Die Autor:innen übernehmen keine Haftung für etwaige Nachteile, die aus der praktischen Anwendung nach den vorliegenden Angaben entstehen können. Es wird darauf hingewiesen, dass jeder Mensch unterschiedlich auf die Rezepte reagieren kann. Bei Vorerkrankungen, Allergien, Unverträglichkeiten, in der Schwangerschaft etc. kann eine ärztliche Abklärung erforderlich sein. Die bereitgestellten Informationen dienen nicht der Selbstdiagnose und ersetzen bei Beschwerden nicht den Besuch bei einer Ärztin oder einem Therapeuten. Die Inhalte dienen ausschliesslich der Information und stellen in keiner Weise ein Heilversprechen dar. Beim Nachmachen der Angaben und Rezepte liegt die Verantwortung bei dem/der Hersteller:in selbst.
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